Burger Journal 12 - Oktober 2024

BURGER JOURNAL12 Oktober 2024 Aus dem Inhalt ----- WENN BUCHEN STERBEN: DER WALD ALS RISIKO Auf der ersten Gysnauflue mussten aus Sicherheitsgründen mehrere absterbende Buchen gefällt werden. Eine spektakuläre Aktion. MUSEUM FRANZ GERTSCH: KUNST IM DIALOG Die Ausstellung «Louisiana Visits Franz Gertsch» stellt internationale Spitzenwerke dem Schaffen von Franz Gertsch gegenüber. DER KULTURPREIS 2024 GEHT AN STEFANIE BOLZLI Mit ihrer Tanz- und Theaterschule hat Stefanie Bolzli eine Institution geschaffen, welche die Burgdorfer Kulturszene nachhaltig bereichert.

Liebe Leserin, lieber Leser Christoph Bürgi, Burgerratspräsident Der Wald ist ein wertvolles Naherholungsgebiet, das von Wanderern, Spaziergängern und Naturliebhabern rege genutzt wird. Als Eigentümerin eines Grossteils der Wälder rund um Burgdorf ist die Burgergemeinde verpflichtet, für die grösstmögliche Sicherheit bei jeglicher Nutzung des Waldes zu sorgen. Weil einige Buchen ganz oben auf der ersten Gysnauflue in Folge der veränderten klimatischen Bedingungen am Absterben und damit eine Gefahr für die Nutzer des Wanderwegs sind, mussten sie kürzlich gefällt werden. Eine spektakuläre Aktion, die sorgfältig vorbereitet und mit hoher Präzision durchgeführt werden musste. Im nachfolgenden ersten Artikel erfahren Sie, wie diese Fällung vor sich ging. Das Museum Franz Gertsch hat sich längst international einen Namen gemacht. Mit der Ausstellung «Louisiana Visits Franz Gertsch» hat das Museum ein weitherum beachtetes Kultur-Highlight realisiert, das nur dank der Kooperation verschiedener Akteure zustande kam. Auch die Burgergemeinde Burgdorf hat sich mit einem finanziellen Beitrag daran beteiligt. Es hat sich gelohnt! Alle zwei Jahre vergibt die Burgergemeinde den mit 15‘000 Franken dotierten Kulturpreis an eine etablierte Institution oder an namhafte Kulturschaffende in der Stadt Burgdorf. Die diesjährige Auszeichnung geht an Stefanie Bolzli, die mit ihrer im Jahr 2018 gegründeten Tanz- und Theaterschule ein für Burgdorf und die Region einmaliges und attraktives Angebot geschaffen hat. Auch darüber lesen Sie in diesem Heft. Nun wünsche ich Ihnen eine spannende, unterhaltsame Lektüre und eine gute Zeit.

Wenn Buchen sterben: Der Wald als Risiko DIE BUCHEN AUF DEN GYSNAUFLÜE Die Gysnauflüe bieten Wanderern einen spektakulären Panoramablick auf Burgdorf. Doch die malerische Sandsteinfluh birgt Gefahren, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind. Trockene Sommer und der Klimawandel setzen den Buchenbeständen schwer zu. Was einst ein gesunder Mischwald war, hat sich in den letzten Jahren zu einer potenziellen Gefahrenquelle entwickelt. Absterbende Buchen bedrohten mehr und mehr die Sicherheit der Wanderwege, was die Burgergemeinde Burgdorf zu einem schwierigen, aber notwendigen Eingriff bewegte. Seit 2018 hat sich die Situation im Bereich des Wanderwegs auf der ersten Flue drastisch verschärft. «Auf der Sandsteinfluh, wo der Boden wenig Wasser speichern kann, sind die Buchen besonders stark betroffen», erklärt Simon Rieben, Leiter des Forstbetriebs und Revierförster der Burgergemeinde Burgdorf. Die Folge davon: Abgestorbene Baumkronen, die in unvorhersehbaren Momenten abbrechen und auf die darunterliegenden Wanderwege stürzen können. Diese Entwicklung ist nicht nur in Burgdorf zu beobachten. Das Buchensterben ist ein Phänomen, das sich in vielen Schweizer Wäldern manifestiert und eine Folge des Klimawandels ist. Laut einer Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat die erhöhte Trockenheit der letzten Jahre zu einem signifikanten Rückgang der Vitalität der Buchen geführt. Aufgrund dieser Gefahr für Wanderer und Naturliebhaber sah sich die Burgergemeinde Burgdorf gezwungen, in das Naturwaldreservat Gysnauflüe einzugreifen. Seit 2005 gilt hier ein Nutzungsverzicht, SPEKTAKULÄRE AKTION AUF DEN GYSNAUFLÜE: KRÄNKELNDE BUCHEN GEFÄHRDEN DIE WANDERWEGE. WIE DIE BURGERGEMEINDE BURGDORF MIT PRÄZISEN FÄLLUNGEN DIE SICHERHEIT IN SCHWIERIGEM GELÄNDE GEWÄHRLEISTET – EIN BALANCEAKT ZWISCHEN SCHUTZ UND EINGRIFF IN DIE NATUR.

der für mindestens 50 Jahre bestehen soll. Dennoch waren gezielte Eingriffe notwendig, um die Sicherheit zu gewährleisten. «Unsere primäre Verantwortung liegt in der Sicherheit der Menschen, die diese Wege nutzen», betont Simon Rieben. In Absprache mit den zuständigen Behörden wurden die betroffenen Bäume nun gefällt. HERAUSFORDERUNG AM STEILHANG Der Holzschlag auf den Gysnauflüe stellte das Forstteam vor eine grosse Herausforderung. «Das Gelände ist extrem steil und schwer zugänglich», beschreibt Simon Rieben die Bedingungen vor Ort. Um die Arbeit sicher durchzuführen, war der Einsatz einer Seilwinde unabdingbar. «Eine Arbeit mit Absturzsicherung ist in solchen Situationen entscheidend, denn jeder falsche Schritt könnte fatale Folgen haben.» Auch wurde die betroffene Strecke des Wanderwegs während dem Holzschlag gesperrt. Die Arbeiten erfolgten mit grösster Rücksicht auf die Natur. Ein bewusster Zeitpunkt nach der Brutzeit des Wanderfalken, der in den Felsen der Gysnauflüe brütet, wurde gewählt, und auch der bevorstehende Wintereinbruch spielte eine Rolle bei der Planung. Es war entscheidend, die Fällungen vor dem ersten Schnee abzuschliessen, um die Gefahr von Kronenbrüchen durch Schneelast zu minimieren. Doch nicht alle sterbenden Buchen wurden gefällt. Bäume, die abseits der Wanderwege stehen und keine direkte Gefahr darstellen, wurden bewusst stehen gelassen. «Diese Bäume werden über die nächsten Jahre Stück für Stück in sich zusammenfallen und dabei als so gennanntes Totholzhabitat wertvolle Lebensräume für Pilze und Insekten schaffen», erklärt Simon Rieben. Totholz spielt eine zentrale Rolle im Ökosystem eines Waldes. Es bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen, darunter seltene Käferarten, und ist demzufolge wichtig für die Biodiversität. NATURSCHUTZ UND SICHERHEIT: EIN BALANCEAKT Die Massnahmen auf den Gysnauflüe verdeutlichen den ständigen Balanceakt zwischen Naturschutz, Nutzung und Sicherheit. Trotz des seit 2005 bestehenden Nutzungsverzichts im Naturwaldreservat musste im Sinne der Sicherheit gehandelt werden. Dabei wurden die Eingriffe so minimal wie möglich gehalten, um die natürlichen Prozesse im Wald nicht zu stören. «Wir haben uns dafür entschieden, das gefällte Holz liegen zu lassen, damit es dem natürlichen Zerfallsprozess überlassen bleibt», so Simon Rieben. Dieser Ansatz steht im Einklang mit den Grundsätzen des Naturwaldreservats. In solchen Gebieten soll die Natur möglichst unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen agieren. Dennoch erfordert die Nähe zu stark frequentierten Wegen und Siedlungen eine sorgfältige Abwägung. «Es wird keine Ersatzpflanzungen geben», sagt Simon Rieben und verweist auf die natürliche Wiederbesiedlung, die in den kommenden Jahren den Wald neu gestalten wird. «Wir lassen der Natur ihren freien Lauf.» Der Fallkerb an der Seite des Stamms sorgt dafür, dass die Buche in die gewünschte Richtung fällt.

SICHERHEIT IM WALD Für die Burgergemeinde und die Einwohnergemeinde steht bezüglich der Wanderwege auf die Gysnauflüe die Sicherheit im Vordergrund. Doch trotz aller Massnahmen bleibt auch die Eigenverantwortung der Waldbesucher entscheidend. «Wir können nicht jeden Baum sichern», gibt Simon Rieben zu bedenken. «Abseits der offiziellen Wege gibt es keine Sicherheitsholzereien, und bei starkem Wind oder Nassschnee ist im Wald jederzeit mit waldtypischen Gefahren zu rechnen.» Die verstärkte Baumsterblichkeit entlang von Siedlungen und Wanderwegen wird in Zukunft eine zunehmende Herausforderung darstellen, die auch von den Waldbesuchern ein erhöhtes Bewusstsein für die Risiken erfordert. DER WALD ALS WERTVOLLES ERBE Mit einer Waldfläche von 800 Hektar gehört die Burgergemeinde Burgdorf zu den grössten Waldbesitzern im Kanton Bern. Seit jeher sind die Wälder für Burgdorf von grosser Bedeutung, denn jahrhundertelang war Holz aus dem Wald die entscheidende Energiequelle für das Kochen und Heizen. Es lieferte bis in die 1950er Jahre die bedeutendsten Einnahmen für die Burgergemeinde. Heute ist der Wald der Burgergemeinde Burgdorf insbesondere auch ein Ort der Erholung und ein wertvolles Erbe, das es zu bewahren gilt. Das Naturwaldreservat Gysnauflüe ist ein besonderes Beispiel für den naturnahen Umgang mit dem Wald, bei dem der Schutz der Artenvielfalt im Vordergrund steht. Gleichzeitig zeigt die jüngste Baumfällaktion, dass Mensch und Natur in einem ständigen Dialog stehen müssen, um sowohl den Naturschutz als auch die Sicherheit auf signalisierten Wegen zu gewährleisten. Der Wald bleibt ein dynamisches System, das sich ständig verändert. Diese Veränderungen gilt es im Blick zu behalten und im Sinne aller Beteiligten zu handeln. Die roten Punkte im Bereich des Wanderwegs markieren die Buchen, die sicherheitshalber gefällt wurden. Revierförster Simon Rieben (rechts) bespricht mit Maschinist Mathias Lanz vor dem Eingriff die genaue Fallrichtung einer Buche.

Eine Chilbi für alle TAG FÜR ALLE Ein Tag für alle! So lautete das Motto des ersten Nationalen Tags der Bürgergemeinden und Korporationen. Schweizweit öffneten die öffentlich-rechtlichen Körperschaften, die Bürgergemeinden, Burgergemeinden, Ortsbürgergemeinden, Korporationen, Gesellschaften und Zünfte, Patriziati und Bourgeoisies ihre Türen und zeigten der Bevölkerung ihr vielseitiges Engagement. Ziel dieser vom Dachverband koordinierten und breit kommunizierten Aktion war es, den Menschen das Wesen, die Ziele oder auch die historische Herkunft der Burgergemeinden näher zu bringen. Denn weiten Teilen der Bevölkerung sind die Aktivitäten, die Aufgaben und das Engagement zu Gunsten der Allgemeinheit kaum oder gar überhaupt nicht bekannt. Das Bild und die Bedeutung von Burgergemeinden sind in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals sogar ziemlich verzerrt und von längst vergangenen Zeiten, als die Burger in den Städten noch die politische und wirtschaftliche Machtelite bildeten, geprägt. Heutige, moderne Burgergemeinden haben mit dieser historischen Bedeutung nichts mehr zu tun, sondern sind öffentlich-rechtliche Körperschaften mit klar definierten Zielsetzungen und Aufgaben. Genau dies wollte auch die Burgdorfer Burgergemeinde mit einer «Chilbi für alle» sichtbar machen. INFORMATION UND UNTERHALTUNG FÜR DIE GANZE FAMILIE Der hübsche Park hinter der Stadtbibliothek bildete am 14. September die stimmungsvolle Kulisse für die «Chilbi für alle». An verschiedenen Ständen und anhand von Plakaten konnten sich die Besucherinnen ANLÄSSLICH DES NATIONALEN TAGES DER BÜRGERGEMEINDEN UND KORPORATIONEN VERANSTALTETE DIE BURGERGEMEINDE BURGDORF AM 14. SEPTEMBER EINE «CHILBI FÜR ALLE». TROTZ KÜHLEM HERBSTWETTER BESUCHTEN ZAHLREICHE BURGDORFERINNEN UND BURGDORFER DEN ANLASS IM PARK DER STADTBIBLIOTHEK.

und Besucher beispielsweise über den Burgerwald informieren oder spielerisch etwas über die verschiedenen Holzarten erfahren. Wie zäh Holz sein kann erlebten etliche Besucherinnen und Besucher ganz anschaulich beim Versuch mit einer Trummsäge zu zweit von einem Stamm eine Holzscheibe zu sägen. Ein weiterer Stand befasste sich mit dem Burgerarchiv und den dort gelagerten Schätzen aus den Anfängen der Fotografie. Daneben gab es auf der eigens dafür aufgebauten Bühne mehrere musikalische Darbietungen: Vom mitreissenden Beatboxer «Camero» über das urchige «Alphorn-Trio Binzberg» bis zum bekannten Liedermacher Marius Tschirky, der ein Kinderkonzert zum besten gab. Für Kinder gab es noch weitere Gelegenheiten sich zu amüsieren. So konnten sie mit zur Verfügung gestellten Naturmaterialien aus dem Wald lustige Figuren basteln oder an der grossen Kletterwand versuchen, die Spitze zu erklimmen. Dieser imposante Kletterturm war denn auch eine der Hauptattraktionen und wurde von Klein und Gross sehr rege genutzt. Auch kulinarisch blieb der Anlass seinem Motto treu. Wie es sich für eine Chilbi gehört gab es Zuckerwatte, Raclette und verschiedene Ausprägungen von Hot-Dogs. Dazu natürlich die passenden Getränke. So wurde die «Chilbi für alle» zu einem kleinen, feinen und rundum geselligen Anlass.

Museum Franz Gertsch: Kunst im Dialog LOUISIANA VISITS FRANZ GERTSCH Das Museum Franz Gertsch präsentiert mit «Louisiana Visits Franz Gertsch» eine Ausstellung, die ihresgleichen sucht. Die Schau vereint 45 Meisterwerke der Nachkriegszeit aus der Sammlung des renommierten Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk, Dänemark, mit 25 Arbeiten des 2022 verstorbenen Künstlers Franz Gertsch. Diese einmalige Zusammenstellung, die am 21. September 2024 eröffnet wurde, ist quasi Pflichprogramm für Kunstliebhaber und Kulturinteressierte gleichermassen. Unter den Titeln «Franz Gertsch Visits Louisiana» und «Louisiana Visits Franz Gertsch» entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen, die bereits im Oktober 2021 ihren Anfang nahm. Diese Kooperation führte zu zwei beeindruckenden Ausstellungsprojekten: Im Juni 2024 wurde die Ausstellung «Franz Gertsch. Blow-Up» im Louisiana Museum of Modern Art eröffnet, die ab Dezember in erweiterter Form in den Deichtorhallen Hamburg zu sehen ist. In Burgdorf hingegen wird nun eine gross angelegte Sonderausstellung präsentiert, die Werke aus der Sammlung des Louisiana Museums im Dialog mit Arbeiten von Franz Gertsch zeigt. Besonders erwähnenswert ist, dass der Gertsch-Teil der Ausstellung Werke umfasst, die in Burgdorf noch nie, selten oder schon lange nicht mehr gezeigt wurden. Diese Auswahl unterstreicht den innovativen Ansatz von «Louisiana Visits Franz Gertsch» und lädt dazu ein, das Werk des Rüschegger Malers und Grafikers in einem neuen kunsthistorischen Kontext zu erleben. DIE AKTUELLE AUSSTELLUNG IM MUSEUM FRANZ GERTSCH IN BURGDORF VEREINT MEISTERWERKE DER NACHKRIEGS- UND GEGENWARTSKUNST MIT DEN WERKEN DES VOR ZWEI JAHREN VERSTORBENEN KÜNSTLERS FRANZ GERTSCH. EIN RESULTAT EINER BEISPIELHAFTEN ZUSAMMENARBEIT UND KULTURELLES HIGHLIGHT MIT STRAHLKRAFT.

GROSSE NAMEN UND SPANNENDE GEGENÜBERSTELLUNGEN Die Ausstellung zeigt Spitzenwerke von internationalen Künstlern wie Roy Lichtenstein, Mark Rothko, Gerhard Richter, Andy Warhol und Jackson Pollock. Diese Werke treten in einen spannenden Dialog mit den Gemälden, Holzschnitten und Aquarellen von Franz Gertsch. Die unterschiedlichen Stilrichtungen – von Pop Art über Abstrakten Expressionismus bis hin zur Farbfeldmalerei – bieten den Besuchern einzigartige Einblicke in die Kunstgeschichte der Nachkriegszeit und der Gegenwart. Kuratiert wurde die Ausstellung von Anna Wesle, die bei der Eröffnung betonte, dass die thematischen Werk-Cluster in den einzelnen Räumen neue Perspektiven eröffnen und zum Entdecken einladen. Die Ausstellungsmacher haben es sich zum Ziel gesetzt, Gertschs Werk im Spiegel seiner Zeit zu präsentieren und dabei sowohl bekannte als auch selten gezeigte Arbeiten miteinander in Beziehung zu setzen. ORT DER BEGEGNUNG UND DES AUSTAUSCHS Die Ausstellung «Louisiana Visits Franz Gertsch» ist nicht nur eine Bereicherung für die Kunstszene in Burgdorf, sondern auch ein Beispiel für die gelungene internationale Zusammenarbeit zwischen zwei bedeutenden Museen. Sibylle Birrer, Vorsteherin des Amts für Kultur des Kantons Bern, hob in ihrer Eröffnungsrede die Bedeutung dieser Ausstellung hervor: «Sie zeigt ein auserlesenes Stück Welt in Burgdorf und macht neugierig auf mehr.» Die Ausstellung öffne die Türen des Museums weit auf und sei ein grosser Schritt in Sachen Interaktion. Mit einem umfassenden Begleitprogramm, das Vorträge, Führungen und Workshops umfasst, sowie einem im November erscheinenden Katalog, wird die Ausstellung bis zum 2. März 2025 zu einem zentralen kulturellen Ereignis in Burgdorf. Ein amüsantes Detail am Rande: Museumsdirektor Arno Stein wurde im Vorfeld gefragt, ob die ausgestellten Bilder von Andy Warhol tatsächlich Originale seien... Eine Episode, welche auf ganz eigene Art und Weise die Faszination und das Interesse der Besucher widerspiegelt. DIESE AUSSTELLUNG IST EIN ABSOLUTES MUSS Die Ausstellung «Louisiana Visits Franz Gertsch» bietet eine seltene Gelegenheit, Kunstwerke von Weltrang in einem intimen Rahmen zu erleben und dabei Franz Gertschs Schaffen neu zu entdecken. Ein Besuch im Burgdorfer Museum ist deshalb in diesen Monaten ein absolutes Muss, nicht nur für Kunstliebhaber. Ein Beitrag zur Realisierung dieser Ausstellung kam von der Burgergemeinde Burgdorf, die neben zahlreichen Unternehmen, Stiftungen, dem Kanton Bern und der Stadt massgeblich zum Gelingen des Projekts beigetragen hat. Diese breit gefächerte Unterstützung unterstreicht die Bedeutung, die dieser Ausstellung beigemessen wird. Dank des gemeinschaftlichen Engagements konnte das Museum ein kulturelles Highlight nach Burgdorf bringen, das weit über die Region hinausstrahlt. www.museum-franzgertsch.ch

Mit Tanz und Theater zum Kulturpreis 2024 STEFANIE BOLZLI ERHÄLT DEN KULTURPREIS 2024 FÜR IHRE INNOVATIVE TANZ- UND THEATERSCHULE IN BURGDORF, DIE IN NUR SECHS JAHREN ZU EINEM KULTURELLEN ZENTRUM FÜR TANZ, THEATER UND ZIRKUSARTISTIK GEWORDEN IST. meinem Leben ist die Tanz- und Theaterschule, ruhiger ist es dadurch aber nicht geworden», erzählt sie. Tatsächlich unterrichtet sie neben ihrer Tätigkeit in Burgdorf auch in Basel an der FHNW Tanz und Theater und ist bisweilen nach wie vor aktiv auf der Bühne. Ein weiterer Wendepunkt in ihrem Leben war die Geburt ihres Sohnes im Jahr 2020. Seither jongliert sie ihre Karriere und ihr Familienleben in Burgdorf. «Es läuft gut», sagt sie zufrieden über die Entwicklung ihrer Projekte. Mit der Verleihung des Kulturpreises 2024 wird die engagierte Arbeit von Stefanie Bolzli honoriert, die über die eigenen Schulwände hinausgeht. Denn die Tanz- und Theaterschule kooperiert mit lokalen Kultureinrichtungen wie der Musikschule, dem Casino Theater, oder dem Schlossmuseum Burgdorf und bereichert so das kulturelle Leben in der Region nachhaltig. www.tanzundtheaterschuleburgdorf.ch Der Kulturpreis 2024 der Burgergemeinde Burgdorf geht an Stefanie Bolzli und ihre 2018 gegründete Tanz- und Theaterschule Burgdorf. Diese hat sich mittlerweile zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Tanz-, Theater- und Zirkusinteressierte entwickelt. Mit einem vielfältigen Kursangebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene spricht sie ein breites Publikum an. «Wir haben die Schule als Preisträgerin ausgewählt, weil sie sich seit der Gründung rasch zu einer etablierten Institution in Burgdorf und Umgebung entwickelt hat», begründet Lorenz Landolt, Präsident der Kulturkommission. «Stefanie Bolzli ist sehr kreativ, innovativ und äusserst engagiert. Sie verbindet Jung und Alt und vereint unterschiedliche Interessen unter einem Dach.» Stefanie Bolzli gründete die Schule aus dem Wunsch heraus, nach Jahren auf internationalen Bühnen einen festen Ort für ihre Leidenschaft zu schaffen. «Das Angebot ist in den letzten Jahren gewachsen und die Konstante in

Bei der Deutung von Familiennamen unterscheidet man folgende Typen: 1. Rufnamen: Benennung nach Vater-, seltener Mutternamen, z.B. Friedrich, Annen 2. Herkunftsnamen: Zugezogene nach ihrer Herkunft, z. B. von Siebenthal, Basler 3. Wohnstättennamen: Einheimische nach ihrem Wohnort, z. B. Imhof, Wegmann 4. Berufsnamen: nach Tätigkeit, Amt, gesellschaftlicher Stellung, z. B. Bauer, Müller, Vogt 5. (Berufs-)Übernamen: nach körperlicher, charakterlicher, biographischer Eigenheit oder beruflicher Tätigkeit, z. B. Schön, Hässig oder Hammer. Man kann Familiennamen in der Regel deuten und sie dem zugrunde liegenden Ruf- oder Ortsnamen (Typen 1 bis 3) oder Gattungswort (Typen 4 und 5) zuordnen. Verliehen worden ist der Name dem ersten Träger aufgrund eines besonderen Merkmals. Schoch Schoch ist eigentlich ein Ostschweizer Geschlecht, altbezeugt in den beiden Appenzell und in den Kantonen SG, TG und ZH. Die Burgdorfer Schoch sind aus den USA (via Frankreich) eingebürgert worden, wie es in der Familiengeschichte der Schoch, Besitzer der späteren Farbenfabrik Schoch & Cie., nachzulesen ist. Schoch ist Berufsübername für den Bauern als derjenige, der das halbdürre Heu zu einem Schoch oder Schochen, mhd. schoche m. «aufgeschichteter Heuhaufen, Heuschober» (in unserer Gegend dafür auch Birli ng) aufschichtet, um es vor dem Nachttau oder vor dem Regen zu schützen. Flückiger Zu unserem Typus 2 (Herkunftsnamen) gehörend, meint der vielerorts im Emmental und Oberaargau altbeheimatete Familienname Flückiger «einer von Flückigen», ein Ort bzw. Ortsname in der Gemeinde Rohrbachgraben. Dieses Flückigen, bereits im 14. Jahrhundert als ,Flügkingen` historisch nachgewiesen, ist Siedlungsname aus der Einwanderungszeit der Alemannen auf -ingen zu einem ahd. Personennamen *Flucko und bedeutet «bei den Leuten des Flucko» (das -ü- ist dem -i- in -ingen zu verdanken). Dazu ist der Familienname wiederum gebildet mit der die Herkunft anzeigenden Endsilbe -er. Kienzle Kienzle sind ab Mitte des 19. Jahrhunderts an verschiedenen Orten in der Schweiz eingebürgert worden, alle aus Deutschland. Dem Kienzle entspricht in der Schweiz der alte und verbreitete Künzli, traditionell ausgesprochen Chüenzli. Kienzle verrät seine schwäbische Herkunft somit schon in der Lautung: K- im Anlaut, aus -üe- entrundetes -ie- und -le statt -li in der Endung. Der Familienname ist auf -le verkleinerte und dadurch umgelautete Form der Kurzform Kunz (älter gesprochen Kuenz), mit kosender z-Endung gebildet zu Konrad (älter Kuonrat), ahd. Rufname zu ahd. kuoni «kühn, tapfer» und rāt «Rat(schlag)». Wydenkeller In Schangnau sind Wydenkeller, ein Landsassengeschlecht, schon im 18. Jahrhundert bezeugt. 1861 wurden sie dort, ebenso wie Zugezogene in Toffen und Burgdorf, von Amtes wegen eingebürgert. Der Familienname ist eine Zusammensetzung mit sd. Chëller m. «Verwalter grundherrlicher Einkünfte an Naturalien», mhd. këller und (älter-)sd. Widem, Widen im Sinne von «Dotierung zur Ausstattung einer Kirche, eines Klosters», mhd. widem(e), widen. Wydenkeller ist ein Berufs- bzw. Amtsname für den Verwalter von Kirchengut. Das erste Glied auf sd. Wīde n f. «Weidengehölz» zu deuten, ist weniger wahrscheinlich. Abkürzungen: sd. = schweizerdeutsch / germ. = germanisch / mhd. = mittelhochdeutsch / ahd. = althochdeutsch / frühnhd. = frühneuhochdeutsch / lat. = lateinisch / Bed. = Bedeutung / m.-f.-n. = maskulin - feminin - neutral / * = erschlossene, so nicht belegte Form Serie: Burgerliche Namen MIT EINER FORTLAUFENDEN SERIE ERLÄUTERN WIR DIE BEDEUTUNG DER NAMEN VON BURGERN IN DER CHRONOLOGISCHEN REIHENFOLGE IHRER AUFNAHME IN DIE BURGERGEMEINDE. IN DIESER AUSGABE WERDEN DIE NAMEN SCHOCH (1857), KIENZLE (1857), FLÜCKIGER (1861) UND WYDENKELLER (1861) GEDEUTET.

Informationen NEU IM TEAM Seit September 2024 ist Fabienne Stucki neue Mitarbeitende in der Kanzlei der Burgergemeinde. Die Konolfingerin arbeitet im Bereich der Liegenschaftsbewirtschaftung. Davor sammelte sie über 10 Jahre Erfahrungen in der familieneigenen Liegenschaftsverwaltung. Neben der 60 %-Stelle in Burgdorf arbeitet HERAUSGEBER Burgergemeinde Burgdorf Kirchbühl 25, 3400 Burgdorf Tel. 034 422 31 19 info@bgburgdorf.ch www.burgergemeinde-burgdorf.ch KONZEPT DESIGN TEXT YOUHEY Communication, Burgdorf DEUTUNG FAMILIENNAMEN Dr. Andreas Burri BILDER Adrian Gebhard, Peter Ruch, zvg DRUCK Haller+Jenzer AG, Burgdorf AUFLAGE 11’000 Ex. Das Burger Journal erscheint zweimal jährlich HIER KANN MAN KUNST STATT ZIGARETTEN ZIEHEN Fabienne Stucki an ihrem Wohnort in der eigenen Praxis als Tierheilpraktikerin mit Hunden und Pferden. Ihre Freizeit verbringt die Naturfreundin gerne in den Bergen, beim Fallschirmspringen, beim Lesen oder in ihrem Garten. An der diesjährigen Burgdorfer Kulturnacht wurde ein besonderes Kunstprojekt eingeweiht: die «minikunstbox». Dieser umgebaute Zigarettenautomat, der nun statt Glimmstängel Kunstwerke ausspuckt, entstand auf Initiative der Kulturkommission der Burgergemeinde. Alexandra Kunz hatte die Idee, Kulturschaffenden eine neue Plattform zu bieten. Gemeinsam mit Raff Fluri, der den Automaten technisch umsetzte, wurde das Projekt in den letzten Monaten realisiert. Die «minikunstbox» ist eine Weiterentwicklung von ähnlichen Kunstautomaten in Deutschland, Holland und der Schweiz. Sie bietet ein einzigartiges Erlebnis: Mit dem Einwurf einer Münze erhält man nicht nur ein kleines Kunstwerk, sondern auch die Möglichkeit, sich digital mit der Kunstszene zu vernetzen. «Unsere minikunstbox kombiniert das analoge, haptische Erlebnis, wenn nach Einwurf einer Münze ein Stück Kultur aus dem Automaten kommt, mit der digitalen Vernetzung und Bekanntmachung der Kulturschaffenden aus der Schweiz und der Kulturorte von Burgdorf», erklärt Raff Fluri. Die Suche nach einem geeigneten Automaten sei nicht einfach gewesen: «Es galt, eine Balance zwischen technischer Zuverlässigkeit, Bedienerfreundlichkeit und nostalgischer Ausstrahlung zu finden.» Dabei habe sich inzwischen ein kleiner Automatenpark angesammelt. Der Automat steht derzeit beim Casino Theater, und Kulturschaffende sind eingeladen, ihre Werke einzureichen. Wer der «minikunstbox» ein vorübergehendes Zuhause bieten möchte, kann sich ebenfalls melden. www.minikunstbox.ch

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