Burger Journal 12 - Oktober 2024

der für mindestens 50 Jahre bestehen soll. Dennoch waren gezielte Eingriffe notwendig, um die Sicherheit zu gewährleisten. «Unsere primäre Verantwortung liegt in der Sicherheit der Menschen, die diese Wege nutzen», betont Simon Rieben. In Absprache mit den zuständigen Behörden wurden die betroffenen Bäume nun gefällt. HERAUSFORDERUNG AM STEILHANG Der Holzschlag auf den Gysnauflüe stellte das Forstteam vor eine grosse Herausforderung. «Das Gelände ist extrem steil und schwer zugänglich», beschreibt Simon Rieben die Bedingungen vor Ort. Um die Arbeit sicher durchzuführen, war der Einsatz einer Seilwinde unabdingbar. «Eine Arbeit mit Absturzsicherung ist in solchen Situationen entscheidend, denn jeder falsche Schritt könnte fatale Folgen haben.» Auch wurde die betroffene Strecke des Wanderwegs während dem Holzschlag gesperrt. Die Arbeiten erfolgten mit grösster Rücksicht auf die Natur. Ein bewusster Zeitpunkt nach der Brutzeit des Wanderfalken, der in den Felsen der Gysnauflüe brütet, wurde gewählt, und auch der bevorstehende Wintereinbruch spielte eine Rolle bei der Planung. Es war entscheidend, die Fällungen vor dem ersten Schnee abzuschliessen, um die Gefahr von Kronenbrüchen durch Schneelast zu minimieren. Doch nicht alle sterbenden Buchen wurden gefällt. Bäume, die abseits der Wanderwege stehen und keine direkte Gefahr darstellen, wurden bewusst stehen gelassen. «Diese Bäume werden über die nächsten Jahre Stück für Stück in sich zusammenfallen und dabei als so gennanntes Totholzhabitat wertvolle Lebensräume für Pilze und Insekten schaffen», erklärt Simon Rieben. Totholz spielt eine zentrale Rolle im Ökosystem eines Waldes. Es bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen, darunter seltene Käferarten, und ist demzufolge wichtig für die Biodiversität. NATURSCHUTZ UND SICHERHEIT: EIN BALANCEAKT Die Massnahmen auf den Gysnauflüe verdeutlichen den ständigen Balanceakt zwischen Naturschutz, Nutzung und Sicherheit. Trotz des seit 2005 bestehenden Nutzungsverzichts im Naturwaldreservat musste im Sinne der Sicherheit gehandelt werden. Dabei wurden die Eingriffe so minimal wie möglich gehalten, um die natürlichen Prozesse im Wald nicht zu stören. «Wir haben uns dafür entschieden, das gefällte Holz liegen zu lassen, damit es dem natürlichen Zerfallsprozess überlassen bleibt», so Simon Rieben. Dieser Ansatz steht im Einklang mit den Grundsätzen des Naturwaldreservats. In solchen Gebieten soll die Natur möglichst unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen agieren. Dennoch erfordert die Nähe zu stark frequentierten Wegen und Siedlungen eine sorgfältige Abwägung. «Es wird keine Ersatzpflanzungen geben», sagt Simon Rieben und verweist auf die natürliche Wiederbesiedlung, die in den kommenden Jahren den Wald neu gestalten wird. «Wir lassen der Natur ihren freien Lauf.» Der Fallkerb an der Seite des Stamms sorgt dafür, dass die Buche in die gewünschte Richtung fällt.

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