Burger Journal 11 - April 2024

Wie Bäche und Kanäle Geschichte machten MIT WASSERKRAFT UND PIONIERGEIST In früheren Jahrhunderten floss die Emme in unserer Gegend bis zu 200 Meter breit. An eine Besiedlung und Bewirtschaftung des Talbodens war wegen der ständigen Hochwassergefahr, dem unberechenbar sich wandelndem Verlauf und dem sumpfigen Terrain lange Zeit nicht zu denken. Auch eine Nutzung ihrer Wasserkraft war dementsprechend praktisch ausgeschlossen. Die Emme war zu wild, so dass sich sogar die Flösserei auf ihr sehr schwierig gestaltete. Dass die Wasserkraft trotzdem schon früh eine entscheidende Rolle in der Stadtentwicklung spielte, hat Burgdorf seinen Bächen zu verdanken, die von findigen Pionieren im Verlauf der Jahrhunderte zu einem ausgeklügelten Kanalsystem ausgebaut wurden. Die erste auch archäologisch nachweisbare Nutzung der Wasserkraft fand am Fuss des Schlossfelsens statt. Die Stadt Burgdorf war damals noch nicht gegründet, doch auf dem Felsen thronte bereits eine Burg. Und auf halber Höhe befand sich eine sogenannte Burgmanns-Siedlung, welche von den höfischen Dienstherren bewohnt wurde. Am Fuss des Felsens entstanden mehrere Handwerksbetriebe, die wahrscheinlich im Auftrag des Burgherrn diejenigen Güter herstellten, die zum Betrieb oder zum Ausbau der Burg nötig waren. Damit diese vorstädtische Gewerbesiedlung die mechanische Wasserkraft nutzen konnte, wurde vermutlich der Oberburgbach Richtung Burgdorf geleitet und um den Schlossfelsen herum zu den ersten Betrieben geführt. Jedenfalls scheint es erwiesen, dass eine Sägerei direkt am Fuss des Schlossfelsens und mehrere Handwerker in der sogenannten Holzbrunnensiedlung (heutige Mühlegasse) die Kraft des Wassers über Wasserräder zum Antrieb von SäDIE BURGDORFER BÄCHE UND KANÄLE PRÄGEN NICHT NUR DIE LANDSCHAFT UND DAS STADTGEBIET. SIE SIND AUCH ZEUGNIS EINER FULMINANTEN STADTENTWICKLUNG UND EINER GROSSEN VISION, DIE FRÜHERE GENERATIONEN IN BURGDORF SEIT DEM MITTELALTER OFFENSICHTLICH HATTEN.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=