Burger Journal 10 - November 2023

BURGER JOURNAL10 November 2023 Aus dem Inhalt ----- FRISCHER WIND IM SOMMERHAUS Derzeit wird im Sommerhaus noch umgebaut. Im Frühling 2024 wird der Traditionsbetrieb unter neuer Führung wieder eröffnet. LANDWIRTSCHAFTLICHE PACHTBETRIEBE Mit dem Sommerhaus und dem Lerchenboden verpachtet die Burgergemeinde auch zwei landwirtschaftliche Betriebe. Das Burger Journal stellt sie vor. DER LESEHUND IN DER STADTBIBLIOTHEK Ein neues, bestechendes Angebot der Stadtbibliothek für Kinder, die Mühe mit dem Lesen haben.

Liebe Leserin, lieber Leser Christoph Bürgi, Burgerratspräsident Mit dem Güterausscheidungsvertrag zwischen der Burgergemeinde und Einwohnergemeinde von 1852 verblieben der Burgergemeinde nebst dem Wald auch das offene Land, die Lehengüter und einige Gebäude. Heute ist die Burgergemeinde flächenmässig die grösste Landeigentümerin auf dem Gemeindegebiet der Stadt Burgdorf. Da ist es selbstverständlich, dass praktisch konstant in Sanierungs- und Unterhaltsarbeiten investiert werden muss. Sei es für Wege und Strassen auf Burgergebiet, für die Waldpflege oder für in die Jahre gekommene Liegenschaften und historische Gebäude. Gegenwärtig wird die Infrastruktur des Landgasthofs Sommerhaus umfassend modernisiert und den Bedürfnissen eines zeitgemässen Gastronomie-Betriebs angepasst. Im Frühling 2024 soll das Sommerhaus nach langer Umbauzeit unter neuer Führung wieder eröffnet werden. In dieser Ausgabe des Burger Journals erfahren Sie nicht nur, worauf Sie sich freuen können, sondern auch etwas über die lange und bewegte Geschichte dieser Liegenschaft an herrlicher Lage vor den Toren der Stadt. Nebst dem Sommerhaus verpachtet die Burgergemeinde auch landwirtschaftliche Güter, insbesondere die Pachtbetriebe Lerchenboden und Sommerhaus. Wie alle landwirtschaftlichen Betriebe in unseren Breiten, stehen auch diese im Spannungsfeld zwischen Produktivität, Landschaftspflege und Ökologie. Gerade die Lage auf dicht besiedeltem städtischem Gebiet aber auch die sich abzeichnenden Folgen der klimatischen Veränderungen stellen die Betriebe vor grosse Herausforderungen. In dieser Ausgabe erfahren Sie, was das konkret bedeutet. Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre und eine gute Zeit.

Frischer Wind im Sommerhaus EINE BEWEGTE GESCHICHTE In seinen Anfängen war das äussere Sommerhaus ein Bad. Und man nannte es nicht Sommerhaus, sondern «Leuenbad». Der erste Besitzer dieses Bads war der Burgdorfer Metzger, Grossweibel, Spitalvogt und Siechenvogt Melchior Stähli. Er erhielt 1659 vom Burgdorfer Rat eine Badkonzession und gleichzeitig die Bewilligung zum Weinausschank. Da das Wasser eine gute Wirkung habe und keine Klagen über die Wirtsleute zu vernehmen waren, wurde die Konzession verlängert. Nach Melchior Stähli ging das Leuenbad in den Besitz von Johann Ulrich Grimm, jenem Apotheker, der in etwa zur selben Zeit die Grosse Apotheke an der heutigen Hohengasse gründete. Auf ihn folgte sein Sohn Andreas Grimm, der das Bad grösser und bequemer einrichten liess und dafür von der Stadt zusätzliches Land erworben hatte. Jahre später kaufte Metzger Emanuel Aeschlimann die Liegenschaft. Nach dessen Tod führte die Witwe Aeschlimann das Sommerhaus weiter, geriet aber in finanzielle Schieflage. Auf Initiative von Johann Jakob Schnell, der als Beistand der Witwe Aeschlimann amtete, kaufte die Stadt 1775 das Sommerhaus für 8‘000 Pfund und liess sogleich die nötigsten Reparaturen am Gebäude ausführen. Das Bad wuchs, und mit der Zeit etablierte sich der Name «Sommerhaus, Bad und Wirtschaft» anstelle des «Leuenbads». Das Quell- und Trinkwasser genoss weiterhin den Ruf, der Gesundheit zuträglich zu sein. Doch die Burgdorferinnen und Burgdorfer kamen nicht in allererster Linie wegen des Badewassers hierher. Vielmehr genossen sie die Stille des Ortes etwas ausserhalb der Stadt und ganz gewiss das gute Essen und Trinken, das Kegelspiel und die IM FRÜHJAHR 2024 SOLL ES SOWEIT SEIN. NACH INTENSIVER UMBAUPHASE WIRD DAS SOMMERHAUS UNTER DEM NEUEN GASTGEBER STEPHAN WERTHMÜLLER ERÖFFNET. ER UND SEINE TOCHTER ANJA HABEN GROSSES VOR UND WOLLEN IHRE GÄSTE MIT EINEM SPANNENDEN KONZEPT ÜBERRASCHEN UND BEGEISTERN.

Tanzveranstaltungen. Das Sommerhaus galt in der Bevölkerung wohl eher als gesellschaftlicher Begegnungsort denn als Heilbad. In einer Erzählung beschrieb Jeremias Gotthelf 1849 den Ort folgendermassen: «Im Sommerhaus war reges Leben; ältere Leute badeten, für die jungen und wilden Gäste, welche man auf den Nachmittag erwartete, wurde gesotten und gebraten…» Mit dem Ausscheidungsvertrag von 1853, der die Eigentumsverhältnisse zwischen Burgergemeinde und Einwohnergemeinde regelte, ging das Sommerhaus wohl endgültig in den Besitz der Burgergemeinde über. Aus dem Bad für die Städter entwickelte sich über die Jahrhunderte ein Gasthof und beliebtes Ausflugsziel für Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Region. ZAHLREICHE SANIERUNGEN Die Reparaturarbeiten nach 1775 waren natürlich nicht die letzten baulichen Massnahmen am Sommerhaus. Vor 60 Jahren realisierte die Burgergemeinde einen umfassenden Umbau und die Erweiterung mit einem separaten Saal, der Terrasse und Parkplätzen. In diesem Zusammenhang wurde auch der benachbarte Landwirtschaftsbetrieb, der ursprünglich Teil des Sommerhaus Bads war, abgetrennt. Die ganzen Umbauarbeiten zogen natürlich einen längeren Betriebsunterbruch von fast zwei Jahren mit sich. 2008 wurde erneut umgebaut und saniert. Diesmal ging es in erster Linie um Infrastruktur wie die Toilettenanlagen, die Heizung und den Ausbau der Küche. Auch diese Arbeiten erforderten einen mehrmonatigen Betriebsunterbruch. DER UMBAU 2023 / 2024 Schon seit einigen Jahren zeichnete sich ein Handlungsbedarf zur Modernisierung der Gebäudetechnik des Sommerhauses ab. Dabei liegt ein hauptsächlicher Fokus auf der Erneuerung der Lüftungsanlage. Die bestehende Lüftung muss komplett zurückgebaut und ersetzt werden, damit zeitgemässe Arbeitsabläufe wieder möglich sind. Die neue Anlage wird im grossen Dachstock installiert, was seinerseits wiederum Eingriffe am Dach erfordert, welches auch einen Sanierungsbedarf aufweist. Weil all diese inwendigen Arbeiten einen längeren Betriebsunterbruch und ein Baugerüst erfordern, werden notwendige Unterhalts- und Auffrischungsarbeiten Das Sommerhaus Bad um 1844, auf einer Lithografie von Johann Friedrich Wagner. Damals gehörte der heutige Landwirtschaftsbetrieb noch zum Bad und wurde unter anderem als Stallung für die Pferde der Gäste genutzt.

am Dach und an der Fassade des Hauptgebäudes auch gleich ausgeführt. Zudem werden der Raum der ehemaligen Kegelbahn bis auf den Rohbau zurückgebaut und energetisch saniert. Der so gewonnene Platz soll für den Einbau einer zwingend notwendigen zusätzlichen Kühlzellenanlage genutzt werden. Die Bauarbeiten sind so terminiert, dass der beliebte Landgasthof unter der Führung von Stephan Werthmüller mit seiner Firma Café Chez Anja GmbH im Frühjahr 2024 wieder eröffnet werden kann. DAS KONZEPT «CHEZ ANJA» Chez Anja ist ein kleiner Familienbetrieb, der von Stephan Werthmüller im Jahr 2018 als Café Chez Anja in Utzenstorf gegründet wurde. Als gelernter BäckerKonditor, Confiseur und Patissier versteht Stephan sein Handwerk und setzt seit Anfang an auf höchste Qualität und einzigartige Handfertigung. Seine Tochter Anja, welche dem Betrieb und dem Konzept seinen Namen gab, integriert sich in das Unternehmen mit ihrem Wissen aus dem Betriebswirtschafts-Studium. Sie ist verantwortlich für Marketing und als bekennende Brunch-Liebhaberin für die Angebotsentwicklung zuständig. Als solche wollte sie von Anfang an das Frühstück zu einem einzigartigen kulinarischen und visuellen Erlebnis machen. Für ihre überraschenden Brunch-Kreationen setzen die Werthmüllers zusammen mit ihrem Chefkoch Daniel Krohn auf traditionelles Handwerk, auf beste Qualität und auf natürliche Rohstoffe. Dieses Konzept geht ganz offensichtlich auf. Denn das Café Chez Anja in Utzenstorf wird von Gästen aus nah und fern hervorragend besucht, so dass eine frühzeitige Tischreservation dringend empfohlen wird. Die Erneuerung der Lüftungsanlage ist das Herzstück der Modernisierung der Gebäudetechnik.

«CHEZ ANJA» IM SOMMERHAUS MIT ERWEITERTEM ANGEBOT Mit dem Sommerhaus entsteht für das Chez Anja ein neuer Hauptstandort mit einem erweiterten Angebot. Nebst dem bekannten und beliebten Brunch wird das Chez Anja Team auch Mittag-, Nachmittag- und Abendservice anbieten: Zum Frühstück und Brunch bietet der Betrieb eine abwechslungsreiche Auswahl an süssen, salzigen und herzhaften Gerichten an, darunter frisch gebackene Brötchen, Croissants, Bagels und verschiedene Brotsorten. Eiergerichte wie Rührei, Omeletten und Eggs Benedict so wie Obst, Müesli und Pancakes sind ebenfalls erhältlich. Zum Mittagessen erwartet die Gäste ein wechselndes Angebot an Gerichten, mit einer klassischen und veganen Option. Es werden hauptsächlich leichte, gesunde Gerichte mit frischen Zutaten und saisonalen Produkten angeboten. Am Nachmittag wird eine breite Palette von Kuchen und Dessertspezialitäten aus der eigenen Backstube angeboten, darunter das Special Waffel Dessert und selbst produzierte Glacé Sorten. Auch verschiedene Kaffeespezialitäten und Tees sind erhältlich, sowie das Angebot von Afternoon Tea. Am Abend wird eine Auswahl an Drinks und ApéroSnacks serviert. Neben einem à la carte Angebot mit gutbürgerlichen Speisen, werden Menüs ab drei Gängen, davon eines vegan, angeboten. Ab Herbst 2024 ist vorgesehen, das Angebot mit einem kulinarischen Highlight, Fine Dining, zu erweitern. Dies umfasst exklusive Speisen, die auf höchstem Niveau zubereitet und angerichtet werden. Zusätzlich sind über das Jahr verteilte Events oder saisonbezogene Themenwochen vorgesehen. Selbstverständlich empfängt das Chez Anja Team auch gerne Firmen und Private für ihre individuellen Anlässe, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten oder Jubiläen. Reservationsanfragen hierfür sind ab sofort möglich. EINE NEUE HERAUSFORDERUNG Für Vater und Tochter Werthmüller ist die Übernahme des Sommerhauses ein grosser Schritt und nach dem erfolgreichen Aufbau des Brunch-Angebots in Utzenstorf und einem Standort in Zollbrück eine neue Herausforderung. «Das Sommerhaus ist eine ganz andere Liga mit ganz anderen Dimensionen», sagt Stephan Werthmüller, der den Sommerhaus Betrieb operativ führen wird. Mit dem geplanten Ganztagesangebot an 365 Tagen im Jahr sieht er ein grosses Arbeitspensum auf sich zukommen. Zudem werden natürlich auch viele zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Sparten gebraucht. «Wir suchen für das neue Sommerhaus Chez Anja qualifizierte und motivierte Fachkräfte aus den Bereichen Service, Küche, Kommunikation oder auch Facility Management», ergänzt Anja Werthmüller, die in der jetzigen Aufbauphase die Personalsuche koordiniert. Insgesamt gehen die beiden davon aus, dass im Sommerhaus bei Vollbetrieb gegen 40 Stellen zu besetzen sind. Darunter auch wichtige Kaderpositionen wie der Chef de Service. Angesichts der aktuellen Lage auf dem Gastronomie-Arbeitsmarkt ist dies kein leichtes Unterfangen. Dennoch sei die Rekrutierung von Personal schon recht weit forgeschritten, stellt Stephan Werthmüller zufrieden fest. TRADITION, REGIONALITÄT UND INNOVATION Selbstverständlich ist den Werthmüllers auch bewusst, dass das geschichtsträchtige Sommerhaus seit Jahrzehnten eine feste und angesehene gastronomische Institution in Burgdorf ist. Darum liegt es ihnen besonders am Herzen, die Burgdorferinnen und Burgdorfer mit einem breiten und hochwertigen Angebot und einer gemütlichen Ambiance zu überzeugen. «Wir wollen moderne und innovative Gastronomie mit traditionellen und gutbürgerlichen Speisen verbinden», bringt es Stephan Werthmüller auf den Punkt. «Zudem werden wir möglichst viele Zutaten von lokalen Anbietern, Bauernhöfen und weiteren Produzenten aus der Region beziehen», ergänzt er. Und die beiden wollen aktiver Teil des Burgdorfer Gastronomie- und Tourismus Angebots werden, sich vernetzen und mit anderen Institutionen der Region zusammenspannen. Suchen Sie eine neue Herausforderung und packen gerne an? Hier finden Sie die aktuellen offenen Stellen für das Team Sommerhaus Chez Anja.

In Waldkindergärten oder Waldspielgruppen erlernen die Jüngsten früh und ganz selbstverständlich einen respektvollen Umgang mit der Natur, dem Wald und seinen Bewohnern. Landwirtschaft auf Burgerland ZWEI PACHTBETRIEBE Von den acht Bauernhöfen, welche heute noch auf dem Burgdorfer Stadtgebiet liegen, gehören zwei der Burgergemeinde. Die beiden Pachtbetriebe Lerchenboden und Sommerhaus bewirtschaften rund 100 Hektare, was etwas weniger als 10 Prozent der Burger-eigenen Landfläche entspricht. Und dies durchaus zum Wohl der Gesellschaft, den Bewohnerinnen und Bewohnern Burgdorfs. Denn für einen wertvollen Lebens- und Erholungsraum braucht es nicht zuletzt eine intakte Ladwirtschaft. Neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung beeinflussen Bauernbetriebe auch die soziale Struktur. Im Lauf der Jahrhunderte hat die Landwirtschaft Leben und Werte geprägt, gerade auch im Emmental. Heute ist sie in einem städtisch geprägten Raum wie zum Beispiel in Burgdorf Bindeglied zwischen modernen Lebensformen und Tradition. Eine Stadt braucht einen reichhaltigen Lebensraum. Und da gehört eine typisch städtische Infrastruktur ebenso dazu wie gepflegte Grünflächen und Wälder mit einer reichen Pflanzen- und Tierwelt. DAS SOMMERHAUS Mit seinem Betrieb auf der Liegenschaft Sommerhaus, welche seit 1775 im Besitz der Burgergemeinde Burgdorf steht, bewirtschaftet Pächter Thomas Neuenschwander 43 Hektare Land. Er ist hier aufgewachsen und hat den Betrieb vor zehn Jahren in zweiter Generation von seinem Vater übernommen. Mit seinen 18 Kühen produziert er Milch, welche alle zwei Tage von der Emmi abgeführt wird. Daneben betreibt er Ackerbau, pflanzt Weizen, Gerste, Hafer, Raps, Mais und Zuckerrüben an. Das Futter für seine Rinder, zu denen auch acht Guschti und zehn Kälber gehören, produziert er zum grössten Teil selbst. Neben der WeiDIE BURGERGEMEINDE IST DIE GRÖSSTE GRUNDEIGENTÜMERIN VON BURGDORF. DIE LÄNDEREIEN SIND EIN WESENTLICHER BESTANDTEIL DER BURGERLICHEN AKTIVEN. DAZU GEHÖREN AUCH DIE BEIDEN LANDWIRTSCHAFTLICHEN PACHTBETRIEBE IM SOMMERHAUS UND AUF DEM LERCHENBODEN MIT INSGESAMT RUND 150 HEKTAREN WEIDE- UND ACKERLAND.

defläche nutzt Thomas Neuenschwander auch vier Hektaren Naturwiese für die Futterproduktion. Das jetzige Bauernhaus wurde 1955 nach einem Brand neu erstellt und der benachbarte Gasthof 1962 vom Landwirtschaftsbetrieb abgetrennt. Seit 1982 gehört zudem das Land des ehemaligen Binzberghofs zum Pachtbetrieb Sommerhaus. Zuvor wurde der Binzberg ebenso von der Burgergemeinde verpachtet. Dort zieht Thomas Neuenschwander seine Guschti auf, denn die Platzverhältnisse im Sommerhaus reichen nicht für mehr Vieh im Stall. Bis vor zehn Jahren gab es auch noch einen Schweinestall mit rund 60 Tieren. Diese mussten jedoch, gerade auch wegen der Nähe zur Gastwirtschaft und den Geruchsemissionen, mittlerweile weichen. «Aufgrund des Gasthofs sind wir ein Ausstellbetrieb», betont Thomas Neuenschwander im Hinblick auf die Herausforderungen, welche die Nähe seines Hofes zur beliebten Gaststätte mit sich bringt. KLIMA ALS HERAUSFORDERUNG Herausfordernd sind für den jungen Landwirt und seine Familie aber auch das sich wandelnde Klima. Denn langandauernde Trockenphasen machen den Bauern je länger je mehr zu schaffen. Hinzu kommen die Platzverhältnisse – nicht nur im Gebäude selbst, welches sich von einem traditionellen Emmentaler Hof mit Wohn- und Ökonomieteil, Stöckli und Spycher unterscheidet. Das Land ist auf mehrere Standorte verteilt und die Bewirtschaftung damit mit Wegstrecken verbunden. Ein generelles Problem, welches nicht nur den Landwirtschaftsbetrieb im Sommerhaus betrifft, dürfte die Abfallproblematik sein. Denn gerade in Stadtnähe wird benachbartes Agrarland auch zur Naherholung genutzt: Hundebesitzer schätzen die Wege entlang von Feldern und durch Wälder für ihre Spaziergänge mit ihren Vierbeinern ebenso wie Radfahrer und Wanderer. Hier gibt es Berührungspunkte und Reibungsflächen zwischen der Stadtbevölkerung und der Landwirtschaft. Denn bei weitem nicht jede Hinterlassenschaft von Mensch und Tier landet im Abfalleimer. Das ist leider Realität. DER LERCHENBODEN Das ist auch auf dem Lerchenboden nicht anders. Allerdings habe sich die Problematik seit der Einführung von Robidog stark verbessert, sagt Pächter Martin Hauert. Das Bauernhaus auf dem Lerchenboden wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und besteht noch heute. Es wird in dritter Generation von Martin Hauert gepachtet und bewirtschaftet.

«Und die Begegnungen mit der Stadtbevölkerung sind oft sehr herzlich.» Hauerts bewirtschaften den Lerchenboden, welcher unmittelbar am westlichen Stadtrand Burgdorfs liegt und von der Bahnstrecke nach Langnau gut einsehbar ist, seit 1970 nunmehr in der dritten Generation. Die Burgergemeinde kaufte 1881 das Terrain und liess das heute noch bestehende Bauernhaus mit Nebengebäuden errichten. VON DER MILCHWIRTSCHAFT ZUR MUTTERKUHHALTUNG Der Lerchenboden war lange Zeit ein für das Emmental typischer Mischbetrieb mit Milchwirtschaft und Ackerbau. Seit 2017 ist Martin Hauert alleiniger Pächter. Sein Vater und sein Onkel packen trotz erreichtem Pensionsalter nach wie vor tatkräftig mit an. Unterstützung erhält er auch von seiner Frau Marianne und sicher bald auch von den gemeinsamen Söhnen Jan und Sven. Arbeits- und zeittechnische Überlegungen führten dazu, dass auf dem Lerchenboden heute nicht mehr gemolken wird. Vielmehr wird nun Mutterkuhhaltung betrieben. «Dies führt zu mehr Effizienz und Flexibilität», sagt Martin Hauert. Auf einem guten Teil der Landfläche produziert er zudem Speisekartoffeln. Und auch auf dem Lerchenboden wird wie im Sommerhaus Getreide (Gerste, Weizen und Dinkel) angebaut. Hinzu kommen Raps, Zuckerrüben und Mais sowie Futter- und Weidefläche für die

Rinder. Auf Schweine- oder Geflügelmast könnte auch er nicht umstellen. Zu stark wären die Geruchsemissionen im Hinblick zur Nähe des städtischen Wohngebiets. REBBAU ALS NOVUM Etwa 100 Hektare des offenen Landes der Burgergemeinde Burgdorf werden zur landwirtschaftlichen Nutzung und als Pflanzland einzeln verpachtet. Zu den Pächtern gehören auch Landwirtschaftsbetriebe, die nicht auf dem Gemeindegebiet von Burgdorf liegen. Und es gibt unter den Pächtern der Burgergemeinde einen für Burgdorf neuer Landwirtschaftszweig: Die unlängst gegründete «Rebbaugenossenschaft Burdlef» hat 2020 am Stadtrand beim Inneren Sommerhaus auf rund 5‘000 Quadratmetern einen Rebberg angelegt. Davon wird etwa die Hälfte für die Bepflanzung genutzt, der Rest dient als Ausgleichsfläche zu Gunsten der Biodiversität. Der Anbau und die Pflege erfolgen nach biologischen Grundsätzen und mit pilzresistenten Rebsorten. Schon in ein paar Jahren sollen in Burgdorf Trauben geerntet und zu Wein weiterverarbeitet werden. GEGENSEITIGES VERSTÄNDNIS UND RÜCKSICHTNAHME Die Pachtbetriebe der Burgergemeinde Burgdorf blicken trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen, welchen sich die heutige Landwirtschaft ausgesetzt sieht, mit Zuversicht in die Zukunft. Sowohl Thomas Neuenschwander im Sommerhaus als auch Martin Hauert auf dem Lerchenboden wollen das Beste aus den Begebenheiten, den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen. Sie beide verbindet auch der Berufsstolz – und dass sie für Burgdorf und die Einwohnerinnen und Einwohner durch ihr Schaffen Gutes tun. Sei es durch die Pflege von Kulturland und Ausgleichsflächen, die Lebensmittelproduktion oder die Aufzucht von verschiedenen Nutztieren. So schätzen denn auch beide Landwirte den Kontakt und die Begegnungen mit der Bevölkerung, welche die Nähe zur Stadt unweigerlich mit sich bringen. Denn diese Begegnungen sind es letztendlich, welche das gegenseitige Verständnis fördern und für ein harmonisches Zusammenleben wichtig sind.

Bei der Deutung von Familiennamen unterscheidet man folgende Typen: 1. Rufnamen: Benennung nach Vater-, seltener Mutternamen, z.B. Friedrich, Annen 2. Herkunftsnamen: Zugezogene nach ihrer Herkunft, z.B. von Siebenthal, Basler 3. Wohnstättennamen: Einheimische nach ihrem Wohnort, z.B. Imhof, Wegmann 4. Berufsnamen: nach Tätigkeit, Amt, gesellschaftlicher Stellung, z.B. Bauer, Müller, Vogt 5. (Berufs-)Übernamen: nach körperlicher, charakterlicher, biographischer Eigenheit oder beruflicher Tätigkeit, z.B. Schön, Hässig oder Hammer. Man kann Familiennamen in der Regel deuten und sie dem zugrunde liegenden Ruf- oder Ortsnamen (Typen 1 bis 3) oder Gattungswort (Typen 4 und 5) zuordnen. Verliehen worden ist der Name dem ersten Träger aufgrund eines besonderen Merkmals. Leuenberger Herkunftsname auf -er zu einem Ort bzw. Ortsnamen Leuenberg. Es bietet sich die – nach steilem Anstieg oberhalb des Sommerhauses – früher Leuen(berg) genannte Anhöhe an der alten Strasse Burgdorf – Huttwil an (heute Eggen; Leuen- lebt fort im Leuenhölzli und in Leumberg, Wynigen). Während Berg leicht erkennbar ist («Anhöhe»), bleibt Leue(n)- unsicher. Die Lautform Leue(n)- könnte sich ergeben haben aus: 1) sd. Lēw «Hügel» (-berg verdeutlicht das nicht mehr verstandene Lēw); 2) dem Familiennamen Leu, zu sd. Löi («der Berg der Familie Leu»); 3) berndt. löijen «ausruhen» (nach dem ermüdenden Anstieg). Blösch Blösch ist ein altes Seeländer Geschlecht, und die Burgdorfer Blösch sind denn auch 1846 von Biel her eingeburgert worden. Sd. Blösch m. bezeichnet «eine Kuh mit weissem Stirnfleck, mit weissem Kopf» und mit Bezug auf einen Menschen steht es für «Glatze, Kahlkopf»; gelegentlich ist es auch ein Schimpfname für eine hellhaarige Frau oder für einen etwas unbeholfenen Menschen. Verwandt ist das Wort letztlich mit dem Adjektiv blass «kahl; von schwacher Farbe, bleich». Blösch ist dem ersten Träger vorerst als Beiname gegeben worden, vermutlich weil er eine Glatze hatte; typologisch ist es ein Übername (Typus 5). Heiniger Die Heiniger stammen ursprünglich aus dem Raum Dürrenroth / Wyssachen. In Wyssachen gibt es den Weiler Heimigen, der 1194 als ,Heimingin` erscheint. Die Belegreihe ist allerdings nicht einheitlich, manchmal lautet der Name auch ,Heiningen` (so etwa 1530) – und zu einer solchen Lautung ist Heiniger mit der Endsilbe -er gebildet als Herkunfts- oder Wohnstättenname. Heimigen selbst ist ein altalemannischer -ingenName und bedeutet «bei den Leuten des Heimo». Der Familienname müsste eigentlich Heimiger heissen; das zu ,Heiningen` gebildete Heiniger ist auf Heino, eine Kurzform zu Heinrich, eingedeutet worden. Bucher Die Buche, die bei uns verbreitete Baumart, steckt im Familiennamen Bucher (gesprochen mit -ue-). Bucher ist ein Wohnstättenname auf -er und kann verschieden gedeutet werden, einmal im Sinne von «wohnhaft bei einer (besonders auffälligen, grossen) Buche» (sd. Buech, Buechen f.), dann als «wohnhaft bei einem Buchenwald» (Buech n. «Buchengehölz»), oder aber der Familienname bezieht sich auf ein Gebiet, das Buech, Buechen geheissen hat. Die vielen Anschlussmöglichkeiten spiegeln sich auch in der Beliebtheit des Namens: Er belegt den 24. Platz in der Rangliste der häufigsten Namen der Schweiz. Abkürzungen: sd. = schweizerdeutsch / germ. = germanisch / mhd. = mittelhochdeutsch / ahd. = althochdeutsch lat. = lateinisch / Bed. = Bedeutung / m.-f.-n. = maskulin - feminin - neutral / * = erschlossene, so nicht belegte Form Serie: Burgerliche Namen MIT EINER FORTLAUFENDEN SERIE ERLÄUTERN WIR DIE BEDEUTUNG DER NAMEN VON BURGERN IN DER CHRONOLOGISCHEN REIHENFOLGE IHRER AUFNAHME IN DIE BURGERGEMEINDE. IN DIESER AUSGABE WERDEN DIE NAMEN LEUENBERGER (1844), HEINIGER (1846), BLÖSCH (1846) UND BUCHER (1846) GEDEUTET.

Informationen Viele Kinder können nicht einfach ohne Weiteres fliessend lesen. Schwierigkeiten führen zu Fehlern und Misserfolgen. Um sich dem schlechten Gefühl und den Korrekturen durch ihr Umfeld nicht noch mehr auszusetzen, vermeiden leseschwache Kinder das Lesen noch mehr. Diese Negativspirale bewirkt, dass sich die Lesekompetenzen verschlechtern und sich das Kind noch weniger zutraut. Um dieses Muster und innere Blockaden zu durchbrechen, wurde das Konzept des Lesehundes entwickelt. Der Lesehund ist ein aufmerksamer Zuhörer und Begleiter des Kindes. Er greift nicht korrigierend ein, sondern verzeiht unvoreingenommen und regungslos jeden Lesefehler und jedes Stocken des Leseflusses. Und genau das ist eine neue und befreiende Erfahrung für Kinder mit Leseschwäche. HERAUSGEBER Burgergemeinde Burgdorf Kirchbühl 25, 3400 Burgdorf Tel. 034 422 31 19 www.burgergemeinde-burgdorf.ch KONZEPT DESIGN TEXT YOUHEY Communication, Burgdorf DEUTUNG FAMILIENNAMEN Dr. Andreas Burri BILDER Benjamin Polli, Adrian Gebhard, zvg DRUCK Haller+Jenzer AG, Burgdorf AUFLAGE 11’000 Ex. Das Burger Journal erscheint zweimal jährlich DER LESEHUND «VIVA» IN DER STADTBIBLIOTHEK Mit einem Lesehund an Ihrer Seite können Kinder ihre Hemmungen, Schwächen und Ängste besser überbrücken und sogar loslassen. Wichtig zu wissen ist aber, dass der Lesehund keine logopädische Behandlung ist, sondern eine solche allenfalls positiv unterstützen kann. Auch in der Stadtbibliothek Burgdorf gibt es einen Lesehund. Corinne Liechti, Mutter von drei Kindern aus Burgdorf, und ihre siebenjährige Labradoodle-Hündin Viva bieten nun ihre Unterstützung an. Die beiden sind ein geprüftes und aktives Team des Vereins KIND&HUND. Kinder ab der zweiten Klasse können Viva im geschützten Rahmen des Bibliotheks-Ateliers vorlesen. Immer dabei ist Corinne Liechti. Sie schreitet allerdings nicht ein, sondern hat verschiedene Bücher und Texte für jedes Lesealter (eigene Lektüre ist selbstverständlich auch erlaubt) und Gudelis für Viva dabei. Natürlich darf beim ersten Mal eine erwachsene Bezugsperson des Kindes dabei sein. Danach ist es aber sinnvoll, dass die Kinder völlig ungestört, ohne die Anwesenheit von Eltern oder Geschwistern dem Hund vorlesen können. Die erste Pilotphase des Lesehundes in der Stadtbibliothek ist sehr erfolgreich verlaufen. Mehrere Kinder haben das Angebot absolviert und dabei grosse Fortschritte erzielt. Seit Kurzem bietet die Stadtbibliothek nun ein 6er Abonnement für 90 Franken an. Es umfasst sechs Termine à 30 Minuten, die idealerweise wöchentlich angesetzt werden. Für eine individuelle Terminvereinbarung steht das Team der Stadtbibliothek Burgdorf gerne zur Verfügung. Telefon 034 420 00 70 www.stadtbibliothek-burgdorf.ch

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