Bei der Deutung von Familiennamen unterscheidet man folgende Typen: 1. Rufnamen: Benennung nach Vater-, seltener Mutternamen, z.B. Friedrich, Annen 2. Herkunftsnamen: Zugezogene nach ihrer Herkunft, z.B. von Siebenthal, Basler 3. Wohnstättennamen: Einheimische nach ihrem Wohnort, z.B. Imhof, Wegmann 4. Berufsnamen: nach Tätigkeit, Amt, gesellschaftlicher Stellung, z.B. Bauer, Müller, Vogt 5. (Berufs-)Übernamen: nach körperlicher, charakterlicher, biographischer Eigenheit oder beruflicher Tätigkeit, z.B. Schön, Hässig oder Hammer. Man kann Familiennamen in der Regel deuten und sie dem zugrunde liegenden Ruf- oder Ortsnamen (Typen 1 bis 3) oder Gattungswort (Typen 4 und 5) zuordnen. Verliehen worden ist der Name dem ersten Träger aufgrund eines besonderen Merkmals. Abkürzungen: sd. = schweizerdeutsch / germ. = germanisch / mhd. = mittelhochdeutsch / ahd. = althochdeutsch lat. = lateinisch / Bed. = Bedeutung / m.-f.-n. = maskulin - feminin - neutral / * = erschlossene, so nicht belegte Form Serie: Burgerliche Namen MIT EINER FORTLAUFENDEN SERIE ERLÄUTERN WIR DIE BEDEUTUNG DER NAMEN VON BURGERN IN DER CHRONOLOGISCHEN REIHENFOLGE IHRER AUFNAHME IN DIE BURGERGEMEINDE. IN DIESER AUSGABE WERDEN DIE NAMEN LÜTHY (1834), DE QUERVAIN (1835), GUGGER (1837) UND HAUETER (1841) GEDEUTET. Lüthy Kurz- oder Koseform auf -i (-y ist Schreibvariante) zu einem altdeutschen Rufnamen wie Liuthard, Liutolt mit ahd. liut (gesprochen: lüüt) «Volk, Leute» im ersten Namenglied, gegeben als Vatername dem ersten Lüthi nach seinem Vater, der den Namen aber noch als Tauf- oder Rufname führte. Der Familienname ist in der Deutschschweiz verbreitet und konnte überall unabhängig entstehen. Die 1834 eingebürgerten Lüthy stammen laut Familiennamenbuch aus Langnau. Ob schon davor vereinzelt Lüthi in Burgdorf wohnhaft waren? – fast anzunehmen, angesichts der Häufigkeit des Namens auch im Kanton Bern. Gugger Nicht abschliessend gedeutet. Am ehesten Übername zu sd. Gugger m. «Kuckuck» für eine Person, auf die man eine Verhaltensweise des Vogels, etwa den charakteristischen Ruf im Frühling, oder eine der vielen im Volksglauben ihm zugeschriebenen Eigenschaften wie prognostische oder dämonische Fähigkeiten übertragen hat. Oder war der erste Gugger der Bewohner eines Hofes mit Aussicht, zu sd. guggen «neugierig, heimlich schauen», und somit Wohnstättenname auf -er für jemanden, der auf einem Hof Guggen zuhause war? Oder steckt in Gugger ein altdeutscher Rufname (Guotger, zu Gugger zusammengezogen, könnte passen)? de Quervain 1684 in Vevey, in Burgdorf 1835 und schliesslich 1898 in Bern erhielten die de Quervain das Bürgerrecht. Ursprünglich stammt das Geschlecht aus Carhaix (Département Finistère) in der Bretagne. Die Hugenottenfamilie wanderte unter ihrem alten Namen de Juzd ein, nannte sich dann aber in der Schweiz nach ihrem bretonischen Besitz de Kerven (ein «Manoir Kerven 17e siècle» ist noch heute unter den historisch wertvollen Gebäuden in Carhaix aufgeführt), französisiert zu de Quervain. Im Bretonischen heisst Kerven «maison (notable) blanche». De Kerven / de Quervain ist ein Wohnstätten- oder Herkunftsname. Haueter Wohnstättenname zu einem Örtlichkeitsnamen vom Typ Hauet, Haueten, gebildet zu sd. hauen, houen im Sinne von «schlagen, fällen, (ab-)holzen» (wie Schwinget m., Schwingeten f. zu schwingen) und zu deuten etwa als «Ort, wo Holz geschlagen wird». Für die von Trachselwald zugezogenen und 1841 in Burgdorf eingebürgerten Haueter kommen als Referenzorte in erster Linie Haueten, Rüegsbach, Gemeinde Rüegsau, oder Hauet, Gemeinde Lützelflüh, in Frage. Den alten Ortsbezug von Haueter dokumentiert noch eine Namenform von 1466: ,Cueni z Howetten`, als Zeuge genannt in einer Urkunde das Kloster Rüegsau betreffend.
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